Helen, wie sind dir die Menschen vor Ort begegnet?
Superfreundlich! Obwohl so manches Lächeln in erster Linie wohl als Schmunzeln zu deuten war. Denn radelnde Europäer sind in Vietnam eine wahrhaftige Attraktion. Das Fahrradfahren ist nämlich unter Vietnamesen alles andere als populär. Wenn unsere Reisegruppe also angeradelt kam, standen immer wieder lachende Einheimische und winkende Kinder am Straßenrand. Und nicht zuletzt verdanken wir eben diesem Fortbewegungsmittel, dass wir auf unserer Reise Plätze und Menschen kennenlernen durften, die wir anders gar nicht hätten erreichen können.
Du hast Einblicke in das städtische und das ländliche Leben gewinnen können. Was hat dich jeweils besonders beeindruckt?
In den Dörfern ist es vor allem die herzliche Gastfreundschaft! Hier haben wir Obst gekauft, uns ausgeruht und uns mit den Einheimischen unterhalten – mit Händen und Füßen, versteht sich. „Kommt herein und seht euch gerne alles an“, das beispielsweise hat man uns immer wieder zu verstehen gegeben. Wie die meisten Asiaten hat auch der Vietnamese generell kein hektisches Gemüt. Und das ist selbst in den großen Städten so, obwohl der Verkehr schlichtweg irre ist! Vier Kinder, sechs Hühner, ein tiefenentspannter Vater und irgendwo unter ihnen ein in die Jahre gekommenes Moped – das ist für uns rekordverdächtig und für vietnamesische Verhältnisse völlig normal.
Bleiben wir kurz beim Thema Fortbewegungsmittel. Welche hast du vor Ort genutzt und was bietet sich an?
Wir sind mit dem Boot gefahren, mit der Rikscha durch Hanoi getingelt, haben bei längeren Touren in unserem Reisebus gesessen, waren zu Fuß unterwegs bei Stadtrundgängen oder wenn wir Tempel besichtigt haben – aber unser bevorzugter Wegbegleiter war tatsächlich das Fahrrad. Das ist einfach praktisch!
Bist du denn von Haus aus sattelfest?
Zu Hause schwinge ich mich eher selten aufs Fahrrad, und das ist zugegebenermaßen auch weniger gut in Schuss als die Mountainbikes und Tourenräder, die Gebeco uns in Vietnam bereitstellt. Während unserer Ausflüge fahren meistens auch nicht alle gleich auf. Die Touren sind zwar alle moderat hinsichtlich Distanz, Steigung und Befahrbarkeit der Wege, dennoch treten manche eben gerne beherzt und andere wiederum lieber gemütlich in die Pedale. Außerdem fährt immer ein Begleitfahrzeug hinter der Gruppe her samt Werkzeug, Ersatzrad und Sitzplätzen für den Fall der Fälle. Man muss also keineswegs geübter Radfahrer sein, um diese Aktivreise in vollen Zügen zu genießen.
Ganz spontan: Mit welchen drei Attributen lässt sich Vietnam am besten zusammenfassen?
Farbenfroh, malerisch, ein Wirrwarr. Farbenfroh ist die Vielfalt der Früchte auf dem Markt. Und auch das saftige Grün der gigantischen Reisfelder, an denen wir entlang geradelt sind, hat mich tief beeindruckt. Und Wirrwarr ist das erste Wort, das mir einfällt, wenn ich an die wuseligen Straßen in Hanoi oder Saigon denke.
Abseits der touristischen Attraktionen und historischen Sehenswürdigkeiten – was sollte ein Vietnamreisender deiner Empfehlung nach unbedingt gesehen, probiert oder erlebt haben?
Eine abendliche Vespa-Tour durch Saigon. Hier macht man es sich auf dem Sozius bequem und lässt sich ein auf das Abenteuer Nachtleben. Und es ist und bleibt das Thema Fahrradtour, das ich jedem Reisenden ans Herz legen möchte. Auch wenn der Einheimische schmunzeln mag, für mich gehören Vietnam und Drahtesel zusammen wie Nudeln und scharfe Suppe!